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Deutscher Schwerhörigenbund e. V.

Bündnis zur Versorgung mit CI gegründet

Historische Bildung des Internationalen Cochlea Implantat Förderungs-Bündnisses zur Verbesserung des Zugangs zu Cochlea Implantaten für Erwachsene mit starkem bis hochgradigen Hörverlust

GENF, 6. Dezember 2019: Die Themen Bündnis, Fürsprache und Handeln des ersten Welt-Forums-des-Hörens (4.-5. Dezember) der Weltgesundheitsorganisation inspirierten zu einem gesonderten Treffen am 6. Dezember, bei dem ein Internationales Cochlea Implantat Förderungs-Bündnis entstehen sollte, an dem Vertreter von Fachorganisationen im Bereich Hörgesundheit und von Betroffenenorganisationen teilnehmen sollten. Das Treffen richtete den Brennpunkt auf die Notwendigkeit, einen weltweiten Mangel an Zugang zu und an Bewusstsein für den Nutzen von Cochlea Implantaten (CI) zur Behandlung von starkem bis hochgradigem Innenohr-Hörverlust anzusprechen.

Es wird geschätzt, dass nur 5% der Weltbevölkerung, bei denen Cochlea Implantate von Nutzen sein könnten,[1] solche erhalten, obwohl Cochlea Implantate eine klinisch erprobte kostengünstige Behandlung für viele Menschen darstellen.

Die Teilnehmenden des Bündnis-Treffens stimmten darin überein, dass die Befürwortung, die Informationsvermittlung und die Kraftanstrengungen der Bewusstseinsbildung intensiviert werden sollten, um Fachleuten des Gesundheitssektors Informationen über Cochlea Implantate zu vermitteln, um Diagnose und geeignete Wege der Überweisung an praktizierende CI-Experten zu ermöglichen. Die Notwendigkeit von nationalen Hörüberprüfungsprogrammen («Screening»), denen definierte Überweisungs-Wege zu qualifizierten CI-Hörgesundheitsexperten folgen, würden Millionen von Erwachsenen mit unbehandeltem Hörverlust helfen, zu hören.

Neunzehn CI-Organisationen und Organisationen, die sich für Menschen mit Hörverlust einsetzen, welche mehr als 40 Länder repräsentieren, haben am Treffen teilgenommen.

Das weltweite Problem des Hörverlusts

Das Treffen dieses neuen Bündnisses, das sich auf Cochlea Implantate konzentrierte, war zeitnah einberufen worden, nachdem die Weltgesundheitsorganisation Hörverlust als ein bedeutendes Anliegen der öffentlichen Gesundheit anerkannt hatte

Unbehandelter Hörverlust ist verbunden mit dem Risiko von Stürzen, Isolation, Depression und Angst, und es besteht eine Korrelation zwischen Hörverlust und kognitivem Abbau.[2]

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ermutigt Regierungen und nicht-staatliche Beteiligte, prioritär auf die steigende weite Verbreitung von Hörverlust zu antworten. WHO schätzt, dass es 466 Millionen Menschen weltweit gibt, die mit einem sie behindernden Hörverlust leben, und die weltweiten Kosten von unbehandeltem Hörverlust werden auf $ 750 Milliarden jährlich geschätzt.[3]

Betreuungs-Normen für Erwachsene mit CI, um die Überweisungswege und die Behandlung zu verbessern

Ein Meilenstein wird das Dokument des internationalen «Delphi-Übereinstimmungs-Prozesses» (einer strukturierten Vorhersage-Methode verschiedener Fachpersonen) sein, dessen Veröffentlichung im Jahr 2020 erwartet wird. Es wird helfen, eine Minimal-Betreuungs-Norm für die CI-Behandlung von Erwachsenen einzuführen. Dieses Dokument wird ein wichtiges Sprungbrett für die bessere Ausbildung von Gesundheitspflege-Fachpersonen sein und von Betroffenen. Eine internationale Betreuungs-Norm wird Experten-Beratung für verbesserte Überweisungswege und einheitliche klinische Richtlinien für die Behandlung von starkem bis hochgradigem Innenohr-Hörverlust liefern.

Um sicherzustellen, dass die Blickwinkel von Cochlea Implantat- und von Betroffenenorganisationen im «Delphi Übereinstimmungs-Prozess» berücksichtigt werden, wurde das Konsumenten- und Fachpersonen-Förderungs-Komitee (Consumer And Professional Advocacy Committee CAPAC) gebildet. Das Treffen des neuen Bündnisses in Genf wurde von den beiden Ko-Vorsitzenden von CAPAC einberufen.

Am Treffen in Genf sind internationale Betroffenen-Organisationen und Hersteller von Cochlea Implantaten zusammengekommen, um einen weltweiten Vorstoss zur Problemlösung des unbehandelten Hörverlusts, und dem Mangel an positiven Überweisungswegen für die CI-Behandlung in Angriff zu nehmen. Teilnehmende betonten auch die Notwendigkeit für die weltweite Anerkennung der Vorteile der Kostenübernahme der beidseitigen Implantation von Erwachsenen, unter Hervorhebung des Nutzens für Produktivität und Beschäftigung, lebenslangen Lernens, sozialer Inklusion und der Gesundheit und des Wohlbefindens. Die Notwendigkeit von Normen in der Rehabilitation und der Nachsorge wurde auch hervorgehoben.

Die CAPAC Ko-Vorsitzenden und ein Unterkomitee von neuen Mitgliedern des Bündnisses werden die laufende internationale Zusammenarbeit bezüglich CI-Bewusstseinsbildung und Einsatz für Hörüberprüfprogramme, bessere CI-Überweisungswege, optimale Behandlungen und die Notwendigkeit für Rehabilitation und Nachsorge ermöglichen.

Das Bündnis stimmte einer weiten Verbreitung des «Übereinstimmungs»-Dokumentes nach dessen Veröffentlichung zu. Es soll Folgendes beinhalten:

• Menschen mit Hörverlust sollen durch Information befähigt werden zu entscheiden, wann Cochlea Implantate eine Behandlungsoption für sie sein könnten;

• Klare und genaue Informationen für Hörgesundheits-Experten einschliesslich HNO-Ärzten, Audiologen / Hörakustik-Fachpersonen, Rehabilitations-Teams, und Hausärzten darüber, wann Menschen zur Abklärung für Cochlea Implantate überwiesen werden sollten;

• Entscheidungsträger, einschliesslich Politiker, Aufsichtsbehörden und einflussreiche Regierungsstellen, welche die Richtlinien festlegen, müssen informiert werden über den klinischen Nutzen und die Kosten-Wirksamkeit von Cochlea Implantaten als Behandlung von starkem bis hochgradigem Innenohr-Hörverlust

• Übersetzung in viele Sprachen in einer Darstellung, die auf verschiedene Kenntnis-Ebenen über Gesundheit Rücksicht nimmt

Dr. med. Harald Seidler, HNO-Arzt, Cochlea Implantat-Träger und europäischer Ko-Vorsitzender von CAPAC sagte: «Bewusstseinsbildung und Informationsbildung über Cochlea Implantate als eine Behandlungsmöglichkeit für Erwachsene mit starkem bis hochgradigen Hörverlust sollte die höchste Priorität erhalten, damit viel mehr Menschen wählen können, ob sie von der Stille zum Hören gehen wollen.»

Barbara Kelley, Geschäftsführerin des amerikanischen Schwerhörigenverbands (HLAA) und CAPAC Ko-Vorsitzende aus den USA sagte: «Es war ein historischer Tag, an dem alle rund um den Globus aus verschiedenen Disziplinen zusammen waren, die entschieden haben, dass wir zusammen eine globale Auswirkung zusätzlich zu dem, was wir in unseren eigenen Ländern tun, bewirken können. Am Ende des Tages geht es um die Person mit Hörverlust, welche ein Recht hat, alle Behandlungsmöglichkeiten zu kennen einschliesslich von Cochlea Implantaten, so dass er oder sie informierte Entscheidungen treffen können.»

Das Treffen wurde unterstützt von Advanced Bionics, Cochlear, MED-EL und Oticon Medical. Experten dieser Hersteller haben an dem Treffen teilgenommen.

Für weitere Informationen

Über CAPAC und das Internationale Cochlea Implantat Förderungs-Bündnis

Barbara Kelley, Hearing Loss Association of America, USA, Bkelley[at]hearingloss.org

Dr. med. Harald Seidler, Deutscher Schwerhörigenbund, Deutschland, Harald.Seidler[at]mediclin.de

Über das zu erwartende Dokument über Cochlea Implantate

Craig Buchman, M.D., Vorsitzender des Lenkungsausschusses des «Delphi Übereinstimmungs-Prozesses» zu internationalen Betreuungs-Normen zur Cochlea Implantation von Erwachsenen, und Chefarzt der Abteilung für Otolaryngologie, Kopf- und Halschirurgie, Medizinische Hochschule der Washington Universität in St. Louis, USA, buchmanc[at]wustl.edu

(übersetzt von Siegfried Karg)

Pressemitteilung original (en)

Pressemitteilung (de)


[1] Sorkin Cochlear implantation in the world’s largest medical device market: utilization and awareness of cochlear implants in the United States. Cochlear Implants Int 2013; 14 (Suppl 1): S4-12 or

De Raeve L. Cochlear implants in Belgium: Prevalence in paediatric and adult cochlear implantation. Eur Ann Otorhinolaryngol Head Neck Dis 2016;133(Suppl 1):S57-60.

[2] Livingston G, Sommerlad A, Orgeta V et al. Dementia prevention, intervention, and care. Lancet. 2017 Dec 16;390(10113):2673-2734.

[3] Deafness and hearing loss. World Health Organization; 2018. Erhältlich bei https://www.who.int/newsroom/fact-sheets/detail/deafness-and-hearing-loss