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Deutscher Schwerhörigenbund e. V.

Spektrum Hören 3/2018

Vorwort des Vizepräsidenten des DSB e.V., Dr. Norbert Böttges

 

Liebe Leserinnen und Leser!

Unsere Welt steckt voller wunderbarer Geheimnisse. Eines davon ist das „Internetder Dinge“. Geheimnisvoll ist dieser Begriff, weil viele nicht so recht wissen, was dahinter steckt. Neuerdings gehen sogar Herstellervon Hörsystemen mit dem Begriff hausieren. Wie sollen wir uns das vorstellen?

Ganz so überraschend wird das nicht mehr werden. Die vergangenen zehn Jahre haben uns dank Smartphone eine rasante Erweiterung praktischer Möglichkeiten beschert. Besitzer eines solchen Mobiltelefones können dieses heutzutage fragen– ja: mit Worten fragen –, wie das Wetter morgen auf dem Kahlen Asten wird,welches der Weg nach Holzmülheim ist oder es bitten, eine Telefonverbindung zum Hotel Vier Jahreszeiten in Lübeck zu schalten. Die verschiedenen „Dienste“des Internets, ihre intelligente Verknüpfung und die Spracherkennung machen es möglich. Dass für die Spracherkennung dann auch die Mikrofone der eigenen Hörsysteme verwendet werden können, ist eigentlich nur noch ein „Abfallprodukt“der inzwischen etablierten Drahtlostechnik von Hörsystemen.

Schließt man nun Küchengeräte und Haustechnik, Auto und Einzelhandel an dieses Internet der Dinge an, so ist gut vorstellbar, dass ich meine Hörsysteme vom Büro aus frage, ob ich zuhause meine Kaffeemaschine ausgeschaltet habe.Und meine Hörgeräte werden – mit einer freundlichen Stimme über die eingebauten Hörer – antworten: „Die Kaffeemaschine ist ausgeschaltet. Aber in deinem Kühlschrank sieht es für heute Abend ziemlich mau aus, und der Joghurt im obersten Fach ist vorgestern abgelaufen.

Das Spannende an diesen Entwicklungen ist: Welche der unzähligen Ideen hat Bestand, weil sie ein wirkliches Bedürfnis trifft? Und was wird am Ende als Kuriosum in Erinnerung bleiben? Das können wir in Ruhe abwarten. Entwicklungen, die wir für nützlich halten, stellen wir Ihnen in „Spektrum Hören“ vor.

Über den Glanz der schönen neuen Welt dürfen wir aber nicht vergessen: Was istund bleibt wichtig? Manche Errungenschaften der Vergangenheit drohen ins Hintertreffen zu geraten. Der Platz für die T-Spule in Hörsystemen muss dem Platz für Bluetooth-Empfangsteile weichen. Damit besitzen solche Geräte aber keinen Anschluss an Höranlagen im öffentlichen Raum mehr. Was die Betroffenen im Eifer übersehen: Die Vorkehrungen der Hörbarrierefreiheit in Theater, Vortragssälen und anderen öffentlichen und privaten Einrichtungen laufen dann bei ihnen ins Leere. Auch die Umstellung auf digitale Techniken im Telefonnetz führt immer wieder zu Problemen bei der Übertragung von Fax-Sendungen. Das „Faxen“ ist aber weiterhin gerade für hörgeschädigte Menschen ein wichtiges Kommunikationsmedium – untereinander und mit privaten und öffentlichen Dienstleistern und Einrichtungen.

Freuen wir uns also über die neuen Möglichkeiten –lassen uns aber nicht blenden, wenn es um wichtige Errungenschaften geht,die uns Menschen mit Hörminderungen das Leben leichter machen!

Mit herzlichen Grüßen

Dr. Norbert Böttges
Vizepräsident des DSB

 

Sozialpolizik/Recht/Bauen

  • Schlichtungsstelle des Bundes: Ungenutzte Chancen…

Mit der Novellierung des Behindertengleichstellungsgesetzes des Bundes (BGG Bund) im Jahr 2016 wurde eine neue Schlichtungsstelle ins Leben gerufen. Schlichtungsstellen haben zwar – ähnlich wie Behindertenbeauftragte – keine Entscheidungsbefugnis. Ihr Einfluss und ihre Möglichkeiten werden jedoch oft unterschätzt. Gerade wenn es darum geht, persönlichen Anliegen und Ansprüchen Nachdruck zu verleihen, hat die Einschaltung des oder der zuständigen Behindertenbeauftragten schon oft Erstaunliches bewegt. Nach einem Jahr Tätigkeit hat die BGG-Schlichtungsstelle des Bundes jetzt ein erstes Resümee gezogen. Darin gibt sie wertvolle Hinweise auf ihre Potenziale. Ein Dokument,
das sich zu lesen lohnt.

Neues aus den Verbänden

  • DSB-Selbsthilfetage 2018: Essen lädt ein!

Die Selbsthilfetage des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB) finden dieses Jahr in der Ruhrmetropole Essen statt. Unter dem Motto „Hören, verstehen, dazugehören“ wird es vom 19. bis 21. Oktober 2018 wieder ein umfangreiches Vortrags- und Ausstellungsprogramm für Experten und Interessierte geben. Glanzpunkt wird der Festabend am Samstag sein, zu dem der Essener DSB-Ortsverein anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums einlädt. Die folgenden Stadtinformationen sollen Appetit auf einen Besuch in der Stadt an der Ruhr machen.

Teilhabe/Rehabilitation

  • Inklusion - auch nach der Schulzeit

Beim Wort „Inklusion“ wird zumeist an die Situation von Kindern mit Behinderungen in der Schule gedacht. Sonderpädagogischer Förderbedarf, Regel- oder Förderschule – das scheinen die Themen, mit denen Inklusion zusammenhängt. Das Recht auf und das Bestreben nach Teilhabe betrifft aber jedes Lebensalter von Menschen mit Behinderungen. In seinem engagierten Beitrag macht der Landesvorsitzende des Deutschen Schwerhörigenbundes in Niedersachsen, Rolf Erdmann, darauf aufmerksam: Inklusion ist ein Anspruch auch für Erwachsene – und erst recht für Senioren.

  • Von T-Spulen, Ringschleifenanlagen, Halsringschleifen und Streamern

Im vergangenen Herbst befasste sich der internationale IFHOH-Kongress „Future Loops“ in Berlin mit der Inklusion von Menschen mit Hörminderungen und insbesondere mit der Zukunft der Induktionsschleifentechnik. Im folgenden Beitrag zeigt Björn Haase, Vorsitzender des Schwerhörigen-Vereines Berlin (SVB), die praktischen Aspekte des Gebrauches der „T-Spule“ auf, stellt Funktionsweise und technische Hilfsmittel vor und berichtet von seinen persönliche Erfahrungen. Sein Fazit: Die Nutzung induktiver Technik kann eine enorme Bereicherung für Hörhilfeträger sein – im privaten und im
öffentlichen Gebrauch.

  • Als Hörhelfer unterwegs

Hörhelfer – ein neues Berufsbild? Wohl nicht ganz. Lesen Sie im Folgenden aber, was sich die Veranstalter des Nikolaisaals in Potsdam für ihre Konzertbesucher, die Hörsysteme tragen, ausgedacht haben. Adolf Becker vom Schwerhörigen-Verein Berlin (SVB) berichtet.

  • Treffen hörbeeinträchtigter Lehrkräfte

Solveig Reineboth ist Lehrerin an der Reinfelder-Schule für Schwerhörige in Berlin. Sie ist 36 Jahre alt und schwerhörig. An ihrer Schule arbeitet sie als einzige hörgeschädigte Lehrerin. Deshalb sucht sie den Kontakt mit andern schwerhörigen und gehörlosen Lehrerinnen und Lehrern. Im Gespräch mit ihren Kolleginnen und Kollegen hat sie festgestellt, dass schwerhörige Lehrerinnen und Lehrer öfter andere Fragen haben als ihre gehörlosen Kolleginnen und Kollegen. Sie müssen sich anderen Themen widmen und stehen vor anderen Herausforderungen. Deshalb rief sie zusammen mit ihrer Kollegin Zoë de Homont aus der Elbschule Hamburg im vorigen Jahr erstmals zu einem Treffen schwerhöriger Lehrkräfte auf. Lesen Sie im Folgenden ihren Bericht.

  • Hörtraining – Ein Klavier für unterwegs

Cochlea-Implantat(CI)-Träger berichten oft über erstaunliche Erfolge beim Hören von Musik. Wer sich den Übertragungsmechanismus eines CIs vor Augen hält, muss sich da zunächst wundern. Nicht wundern wird man sich dagegen, dass das Unterscheidungsvermögen verschiedener Tonhöhen bei CI-Trägern stark eingeschränkt ist. Es fällt ihnen deshalb schwer, Melodien zu erkennen und neueMelodien zu lernen. Smartphone & Co. machen es möglich, das Gefühl für Tonhöhen und musikalische Harmonien zu trainieren – sogar unterwegs.

  • Die Bahn barrierefrei – per App

Die Bahn ist seit Jahren Vorreiterin bei der Barrierefreiheit im öffentlichen Personenverkehr und geht jetzt mit der neuen App „DB Barrierefrei“ an den Start.