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Deutscher Schwerhörigenbund e. V.

Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ in BodySignLanguage

Essen

Essen. Seit einigen Jahren finden im Essener Grillo-Theater in unregelmäßigen Abständen auch Vorstellungen statt, die für gehörlose Zuschauer live in Gebärdensprache übersetzt werden. Zudem bemüht sich das Team um Intendant Christian Tombeil darum, Gastspiele ins Haus zu holen, bei denen hörende und gehörlose Zuschauer gemeinsam einen Theaterabend erleben können. Eine solche außergewöhnliche Aufführung erwartet die Besucher des Grillo-Theaters nun wieder am Sonntag, dem 30. September ab 18 Uhr: Dann spielt das Ensemble des Berliner Theatervereins „Possible World“ seine ganz eigene Version von William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. 

Shakespeares über 400 Jahre altes Verwirrspiel erzählt von Menschen, ihren Körpern, ihren Sprachen, ihren Träumen und Gefühlen. Schauplätze des Geschehens sind ein Palast und ein Wald zur Sommersonnenwende, wohin Liebende vor den Gesetzen der städtischen Gesellschaft flüchten, Feen und Menschen sich begegnen und wo das bis dahin überschaubare, wohlgeordnete Leben aus den Fugen gerät. Sprache verliert hier ihren Sinn, Körper prallen aufeinander. In einer Nacht voller Begierden und Liebe tobt sich das Innerste nach außen.

In dieser Inszenierung, die zum 10-jährigen Jubiläum von „Possible World“ entstand, erforscht das Ensemble aus sechs gehörlosen und zwei hörenden Darstellern sowie zwei Codas (Children of deaf adults) das Potenzial von Sprache als Aktion im Raum. Die Ausgangspunkte sind der Stücktext von William Shakespeare und die Deutsche Gebärdensprache. Da Gehörlose in einer visuell-kinästhetischen Weise kommunizieren, die der hörenden Welt ungewohnt erscheint, fordert das international besetzte Ensemble die traditionellen westlichen Grenzen von Sprache und Literatur heraus. Die Redaktion der ARD-Sendereihe „Sehen statt Hören“ schrieb dazu: „Unter der Regie von Michaela Caspar ist es gelungen, mit verschiedenen Sprachen und Elementen – BodySignLanguage, deutscher Gebärdensprache, Bharatanatyam, Visual Vernacular und Sign Mimic – eine ganz neue Ausdrucksform zu entwickeln, die von allen gleichermaßen verstanden werden kann.“

„Possible World“ wurde 2009 von Michaela Caspar und Till Nikolaus von Heiseler gegründet und zeigt mit „Ein Sommernachtstraum“ seine vierte Produktion. Mit dem Stück „Die taube Zeitmaschine“ waren die Berliner bereits im September 2015 im Grillo-Theater zu Gast.