Skip to main content
Deutscher Schwerhörigenbund e. V.

Bessere Hörversorgung für stark hörgeschädigte Menschen

Vor dem Bundestag informierte am 16.02.22 der Deutsche Schwerhörigenbund Politikerinnen und Politiker über bessere Versorgungsstandards für stark hörgeschädigte Menschen.

Berlin, Februar 2022 – Auftakt zum bevorstehenden Welttag des Hörens: Vor wenigen Tagen informierte der Deutsche Schwerhörigenbund (DSB) Politikerinnen und Politiker vor dem Bundestag in Berlin. Einen Vormittag lang informierte der DSB zahlreiche Vertreter des politischen Lebens über die Notwendigkeit besserer Versorgungsstandards für stark hörgeschädigte Menschen sowie über die Chancen einer Versorgung mit dem Cochlea-Implantat (CI). Im Rahmen der Initiative gab es einen lebendigen Austausch mit den Besuchern, der schon bald vielfältig Fortsetzung finden soll. Zudem nutzten Politikerinnen und Politiker die Möglichkeit zum Hörtest im DSB-HÖRMobil. Neben Dr. Matthias Müller, Präsident des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB), waren auch Dr. Roland Zeh, Präsident der Deutschen Cochlea Implant Gesellschaft (DCIG), sowie weitere Repräsentanten wie Dr. Harald Seidler (Chefarzt der CI-Reha-Klinik in St. Wendel) und weitere Vertreter der Schwerhörigen-Selbsthilfe vor Ort dabei. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veranstaltet am 3. März den Welthörtag, der auch vom DSB engagiert unterstützt wird. Die Schirmherrschaft hat in diesem Jahr Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach übernommen.

Etwa 16 Millionen (1) Bundesbürgerinnen und Bundesbürger (ca. 20%) leben mit einer Hörbeeinträchtigung, und nicht wenigen von ihnen können Hörgeräte keine ausreichende Hilfe bieten. Eine angemessene Alternative für sehr viele hochgradig hörgeschädigte, an Taubheit grenzende schwerhörige Menschen könnte die Versorgung mit einem Cochlea-Implantat (CI) sein. – „Eine solche Versorgung kann das Sprachverstehen und die Lebensqualität dieser Menschen deutlich verbessern“, so Dr. Matthias Müller, Präsident des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB). Doch bislang erhalten hierzulande noch viel zu wenige Betroffene Zugang zu einer CI-Implantation/Therapie. Laut Schätzungen ist von 20 hochgradig hörgeschädigten Bundesbürgern, die von der Versorgung profitieren könnten, gerade mal einer mit dem Cochlea-Implantat versorgt. Abstriche in der Lebensqualität, psychische Erkrankungen, Arbeitslosigkeit und damit einhergehende Folgekosten…– die Auswirkungen dieser Versorgungslücke sind sowohl für die Betroffenen selbst als auch für die Gesellschaft gravierend.

Im Rahmen der HÖRMobil-Initiative des DSB nutzten insbesondere zahlreiche Mitglieder des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags die Möglichkeit, sich aus erster Hand über die Versorgungsstandards für hochgradig hörgeschädigte Menschen zu informieren. Zu den Gästen am HÖRMobil zählten darüber hinaus aber auch weitere Vertreter des politischen Lebens.

„Es ist wichtig, dass jeder hörbehinderte Mensch eine Versorgung erhält, die ihm bestmögliche Kommunikation und damit eine möglichst uneingeschränkte Teilhabe sichert“, so Hubert Hüppe (CDU), Mitglied des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages bei seinem Besuch im DSB-HÖRMobil. „Wenn es dabei Handlungsbedarf gibt, muss die Politik reagieren. Ich bin gerne bereit, möglichst schnell mit dem Präsidenten Dr. Matthias Müller und anderen Betroffenen darüber intensiver in Kontakt zu treten.“

Eine weitere Einladung zur Fortsetzung der Gespräche erhielt Dr. Matthias Müller auch von Kristine Lütke (FDP), ebenfalls Mitglied im Gesundheitsausschuss.

„Die gute Resonanz, die unsere heutige bei den Vertreterinnen und Vertretern des politischen Lebens fand, freut uns sehr und stimmt uns optimistisch“, so noch einmal Dr. Matthias Müller. „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Partnern und allen Schwerhörigen das Bewusstsein zu schärfen: Eine hochwertige Cochlea-Implantat-Versorgung kann vielen hochgradig schwerhörigen Menschen ein großes Plus an Teilhabe und Lebensqualität ermöglichen. Das CI bietet große Chancen für uns alle; zudem wird diese Versorgung üblicher Weise von den Krankenkassen finanziert. Es ist jedoch wichtig, den Zugang zur Implantation/Therapie zu erleichtern und sie im allgemeinen Bewusstsein zu verankern. Die Unterstützung engagierter Fürsprecher aus der Politik ist dafür unabdingbar.“

(1) Quelle: https://www.schwerhoerigen-netz.de/statistiken

Weitere Informationen zum Deutschen Schwerhörigenbund e. V. (DSB) finden Sie unter www.schwerhoerigen-netz.de.

Für Fragen zur DSB-Arbeit wenden Sie sich bitte an Dr. Matthias Müller, Präsident Deutscher
Schwerhörigenbund e. V., Tel.: (030) 47 54 11 14, E-Mail: dsb(@)schwerhoerigen-netz.de

Hintergrundinformationen:

Der Deutsche Schwerhörigenbund (DSB) vertritt die Interessen der schwerhörigen und ertaubten Menschen in Deutschland auf örtlicher, Landes- und Bundesebene. Basis der Arbeit des DSB sind die Ortsvereine und Selbsthilfegruppen, die sich zu Landesverbänden und zum Bundesverband zusammengeschlossen haben. Weitere Informationen unter www.schwerhoerigen-netz.de.

Das Cochlea-Implantat (CI) wird unter die Kopfhaut des Patienten eingesetzt und die Elektrode reicht bis in dessen Innenohr. Es wandelt gesprochene Worte und andere akustische Signale in elektrische Impulse um. Durch diese Impulse wird in der Hörschnecke, der sogenannten Cochlea, eine Weitergabe über den Hörnerv, stimuliert. Zu jedem CI gehört außerdem ein Soundprozessor mit Sendespule, der entweder wie ein Hörgerät hinter dem Ohr oder alternativ frei vom Ohr, am Kopf, getragen wird. Gehörlos geborenen Kindern und hochgradig hörgeschädigten bis ertaubten Kindern sowie hochgradig hörgeschädigten und ertaubten Erwachsenen kann das CI wieder den Zugang zur Welt des Hörens und der gesprochenen Worte eröffnen. Eine Orientierung, ab wann ein Cochlea-Implantat in Erwägung gezogen werden sollte, bietet die AWMF-Leitlinie „Cochlea-Implantat Versorgung“ der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC) https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/017-071.htm .