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Deutscher Schwerhörigenbund e. V.

 Spektrum Hören 6/ 2016

  • Vorwort des Vizepräsidenten des DSB e.V., Dr. Norbert Böttges

 

Liebe Leserinnen und Leser,

ein rasantes Jahr geht in seine Zielgerade. In den vergangenen sechs Monaten erreichten viele Gesetze von großer Bedeutung für uns Menschen mit Höreinschränkungen ihre parlamentarische Beratung. In unseren vorigen Ausgaben haben wir Sie über die Inhalte dieser Vorhaben auf dem Laufenden gehalten. In der vorliegenden "Spektrum Hören" finden Sie eine Würdigung des wichtigsten Vorhabens dieser Legislaturperiode: des Bundesteilhabegesetzes. Was bringt dieses Gesetz eigentlich für Hörgeschädigte?

Für einen Verband der Selbsthilfe gehen solche Zeiten an die Grenzen dessen, was seine Mitglieder leisten können. Wir haben viele hervorragende und in hohem Maße engagierte Fachleute in unseren Reihen. Sie bringen das nötige Fachwissen aus ihrer beruflichen Tätigkeit mit oder haben es sich speziell für ihre Arbeit im Verband angeeignet. Die Themen reichen von der Sozialgesetzgebung über barrierefreies Planen und Bauen, Tinnitus und Lärmschädigung, Heil- und Hilfsmittel bis hin zu rechtlichen und sozialen Fragen der Pflege, der Ausbildung und des Arbeitslebens. Soweit sie für die Selbsthilfe tätig sind, arbeiten diese Fachleute ausnahmslos ehrenamtlich, zum großen Teil also neben ihrem regulären Broterwerb.

Immer wieder stelle ich mir die Frage, wie lange wir auf dieser ehrenamtlichen Basis noch mit anderen Interessengruppen mithalten können. Die Diskussion um das Bundesteilhabegesetz hat mir gezeigt, wie professionell und auf hauptamtlicher Basis viele andere Interessen inzwischen organisiert sind: in den großen Sozialverbänden, den Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände, als Träger von Berufsförderungswerken oder auch in den öffentlich-rechtlichen Landschaftsverbänden. Die Belange der Hörgeschädigten werden von diesen Organisationen zwar nicht ignoriert, sie spielen aber auch keine tragende Rolle.

Verstehen Sie das ruhig als Appell. Die Menschen mit Hörschädigung bilden eine sehr große Bevölkerungsgruppe. Gemessen daran ist ihre Wahrnehmung verschwindend gering. Das liegt nicht nur daran, dass wir unsere Hörprobleme gerne verstecken. Es liegt auch daran, dass die Identifikation mit Gleichbetroffenen, das Zusammengehörigkeitsgefühl als Gruppe fehlt. Jeder der Betroffenen betrachtet sein Problem als sein persönliches Schicksal. Deshalb ist es so schwer, die Interessen der Hörgeschädigten in Politik und Öffentlichkeit zu vertreten. Sollten Sie aber einmal die Gelegenheit haben, in einer unserer Beratungsstellen oder auf unserem Messestand auf der Rehacare einen halben Tag lang zu hospitieren, werden Sie merken, welche Sorgen und Nöte mit der "unsichtbaren Behinderung" der Hörschädigung oft einhergehen.

Deshalb appelliere ich an Sie, unsere Leser: Wenn Sie als Betroffener oder als jemand, der beruflich mit Hörgeschädigten zu tun hat, eine Möglichkeit sehen, persönlich "mehr" zu tun: Geben Sie sich einen Ruck! Selbsthilfegruppen auf örtlicher Ebene und der Deutsche Schwerhörigenbund als die politische Organisation der Hörgeschädigten geben Ihnen viele Gelegenheiten, sich im Rahmen Ihrer persönlichen Neigungen und Möglichkeiten für die Menschen mit Hörschädigung einzusetzen. Wir brauchen Sie!

Mit herzlichen Grüßen
Norbert Böttges
Vizepräsident des DSB

Teilhabe / Rehabilitation

  • "Jetzt kannst du gerne lachen...!"

Ja, in Amerika! Da ist alles viel besser… So fangen viele Geschichten an. Auch Geschichten von Menschen mit Hörbeeinträchtigung, die besondere Erfahrungen in den "Staaten" gemacht haben. Skeptikern sei gesagt: Das stimmt tatsächlich. Die offene Art der Amerikaner, Hindernisse als persönliche Herausforderung und nicht als Belästigung anzusehen, hat offensichtlich dazu geführt, dass die Barrierefreiheit für schwerhörige Menschen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten einen ganz anderen Stellenwert erreicht hat als bei uns in Deutschland. Die Koblenzer Schülerin Julia Meier ist gerade von ihrem einjährigen Schüleraustausch dort zurück. Nachfolgend können Sie lesen, was sie über ihr erstes Kinoerlebnis dort nach Hause geschrieben hat.

  • Bilinguale Förderung bei hörbeeinträchtigten Kindern

Liane Boy und Uwe von Stosch, die Autoren des Beitrages, haben zwei Broschüren herausgegeben, in denen sie Erfahrungsberichte von Gehörlosen, Schwerhörigen und Eltern gesammelt haben. Im folgenden Gespräch fassen sie einige Ideen daraus zusammen.

Sozialpolitik / Recht / Bauen

  • Sozialpolitik aktuell: Chronik der laufenden Ereignisse

Ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl sammelt die Regierung die Ergebnisse ihrer Arbeit in der ablaufenden Legislaturperiode ein. In diesem Jahr stehen eine Vielzahl von Gesetzesentwürfen und Bundestagsdebatten im sozialen Bereich an. In unserer vorigen Ausgabe haben wir uns mit dem Inklusionsstärkungsgesetz, dem Behindertengleichstellungsgesetz und der Novellierung des Gerichtsverfahrensgesetzes beschäftigt. Hier folgt nun ein Überblick über den Stand der Diskussion zum Bundesteilhabegesetz.

  • Deutsche Gesellschaft der Hörgeschädigten musste Festbetragsklage zurücknehmen

Krankenkassen unterstützen hörbeeinträchtigte Menschen mit Festbeträgen, die für Hörsysteme gezahlt werden. Doch obwohl diese vor wenigen Jahren erhöht wurden, bemängeln verschiedene Patientenorganisationen, dass die Festbeträge nach wie vor zu niedrig angesetzt sind und deren Höhe aufgrund des intransparenten Festsetzungsverfahrens auch nicht nachvollzogen werden kann. Die Klage, die diese Situation verbessern sollte, wurde nun jedoch zurückgezogen, weil die klagende Partei nicht als klagebefugt anerkannt wurde – dennoch wurde dadurch einiges erreicht.

Neues aus den Verbänden

  • Aktuelle Internettechniken für die Vorstandsarbeit

Nicht nur im Bereich der Hörsysteme ist der technische Fortschritt rasant. Auch unser alltägliches und berufliches Leben hat sich in den vergangenen zehn Jahren enorm verändert. Insbesondere das Internet bietet uns jenseits von Suchmaschine, E-Mail und Gruppenhomepage ganz neue Möglichkeiten der Kommunikation und des Informationsaustausches. Zeit auch für einen Selbsthilfeverband wie den DSB, sich die neuen Techniken für die Vorstandsarbeit nutzbar zu machen.

Termine / Veranstaltungen

  • Der DSB gratuliert zum biha-Jubiläum

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Bundesinnung der Hörgeräteakustiker KdöR (biha) traf Norbert Böttges, Vizepräsident des Deutschen Schwerhörigenbundes e. V. (DSB), biha-Präsidentin Marianne Frickel. Im Interview spricht sie über die Ausbildung zum Hörakustiker, wie hörbeeinträchtigte Menschen von der Unterstützung von Hörakustikern profitieren können und welche Maßnahmen die biha ergreift, um die Inklusion hörbeeinträchtigter Menschen voranzutreiben.

  • "Plötzlicher Hörverlust" im Gartenteich

Die Sommerfahrt des Vereins für besseres Hören, Treffpunkt Ohr e. V. in Koblenz, war auch in diesem Jahr ein großartiges Erlebnis. Dafür sorgte das trotz kurzer Wege abwechslungsreich gestaltete Programm, das ohne größere Höranstrengungen genossen werden konnte.

  • Konzentriertes Wissen & praktische Tipps

Groß, größer, Rehacare: Die internationale Fachmesse für Hilfsmittel und Verfahren der Rehabilitation und Pflege konnte in diesem Jahr einen neuen Ausstellerrekord verkünden. Mit 32 000 Quadratmetern vermieteter Ausstellungsfläche verzeichnete die Rehacare das beste Ergebnis ihrer 39-jährigen Geschichte. 916 Aussteller aus 36 Ländern gaben vom 28. September bis 1. Oktober Einblicke in neue Entwicklungen für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderungen. Ehrensache, dass auch die Verbände der Selbsthilfe von Menschen mit Hörbeeinträchtigungen auf dem Düsseldorfer Messegelände vertreten waren.

Familie & Freunde

  • Leserbrief: Diskussion über Gebärdensprache im Unterricht

Im Artikel "Wie gelingt bestmögliche Inklusion im Unterricht?", der in "Spektrum Hören" 05/2016 erschienen ist, setzt sich Rolf Erdmann kritisch mit der Forderung nach der verstärkten Nutzung von Gebärdensprache im Unterricht hörbeeinträchtigter Kinder auseinander. In einem Leserbrief schildern drei Elternvertreterinnen einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Hören ihre Beweggründe für diese Forderung.


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Update: 31.10.2016