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Deutscher Schwerhörigenbund e. V.

Ausgabe 02/2021

Liebe Leserinnen und Leser!

„Ich hab ein Kind im Ohr!" Oder: „Ich trage Geers.” Mit flotten Sprüchen wie diesen werben Hörakustiker mit prominenten Schauspielern und Entertainern für ihre Arbeit und Produkte und tragen nebenbei dazu bei, das Image von Hörgeräten aufzubessern.

Nun unterstellt man nicht jedem Fußballer, der für ein Schuppenshampoo Reklame macht, dass er tatsächlich ein Schuppenproblem hat. Bei Hörgeräten hat man da aber vielleicht doch eine andere Erwartung.„Ich trage Geers” Thomas Gottschalk, der mit dieser Botschaft für den bundesweiten Hörakustiker Geers wirbt und dabei mit spitzem Finger auf sein rechtes Ohr zeigt, bekannt ein einem Spiegel-Interview (August 2019) freimütig: „Ich brauche kein Hörgerät, obwohl man damit super Musik hören kann. Die Firma, für die ich werbe, hat einen Hörtest mit mir gemacht, zu ihrem großen Kummer war ich nicht schwerhörig." Warum hat er dann einem Werbevertrag zugesagt? „Ich kann ja nicht sagen, Freunde,ich warte lieber auf den Anruf von Apple oder Pepsi. Die haben irgendwelche Influencer als Werbefiguren, die ich weder kenne noch kennen möchte“ Im Übrigen berate ihn bei solchen Entscheidungen niemand. „Ich rufe höchstens meinen Steuerberater an. Der fragt dann: Was kriegste? Bei den Hörgeräten hat er gesagt: Mach’s!”

Gut zu wissen, dass wohl viel weniger Menschen den Spiegel lesen als die Werbung von Geers sehen. So hat Gottschalks Einsatz vermutlich insgesamt doch eine deutlich positive Bilanz für das Image von Hörgeräten. Trotzdem: Ein „Gschmäckle” hat das Ganze schon. Es gibt Prominente, die tatsächlich Hörbeeinträchtigungen haben und sich dazu bekennen. So der Politiker Günther Beckstein, der in der Öffentlichkeit nie einen Hehl aus seiner Hörschädigung gemacht hat. Oder der Kabarettist Konrad Beikircher, der sich für seinen höchsteigenen Hörakustiker als Botschafter des Hörens einsetzt. Es gibt Schauspieler wie den Leipziger Rolf Becker, der seine Hörgeräte in Filmeinstellungen offen zeigt. Bei ihnen ahnt man ihre Mühe, in  Verhandlungsrunden, bei Bühnenauftritten oder im hektischen Drehbetrieb akustisch bestehen zu können. Sie wissen, wovon sie reden. Ihr Zeugnis ist glaubwürdig. Gottschalks Wissen über Hörgeräte liest sich demgegenüber so, dass „man damit super Musik hören kann!” Ein so locker und ohne Hintergrund dahin gesagtes Bekenntnis ist schon eine bisschen herb im Abgang.

Immerhin findet Gottschalk durchaus auch einen persönlichen Bezug für seinen Einsatz: „Ich bin in einem Alter, in dem viele Menschen Hörgeräte nötiger brauchen als Trimmgeräte. Auf der anderen Seite - irgendwann hört der Spaß auch auf: „Nur wennein Treppenlifthersteller angerufen hätte, hätte ich wahrscheinlich gesagt: Damit warten wir noch!” Gut: Warten wir also noch auf Gottschalk im Treppenlift. (Irgendwie - und das spricht jetzt sehr für Gottschalk - traue ich ihm das zu. Eines Tages. Nach Rücksprache mit seinem Steuerberater.) Bis dahin dürfen wir uns als Hörgeschädigte in einem gesunden Mittelfeld der Werteskala wohl aufgehobenfühlen: schon ein bisschen ramponiert, aber noch nicht so schlimm wie mit einem Treppenlift. Wenn Sie die Gelegenheit dazu haben, besorgen Sie sich das Interview und lesen es einmal in voller Länge. Auf seine Weise ist es ganz interessant und regt durchaus auch zum Nachdenken an.

Herzliche Grüße ins beginnende Frühjahr!
Norbert Böttges

 

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